Mittwoch, 25. Mai 2011

Ich mach mir einen Kopf,aber ich rede nicht von Nachdenken.

Ich mach es kurz. Hermann Hesse, Bitches. Großer Mann, genialer Mann. Vielleicht Gott oder so.
Und wenn man mal von der Tatsache absieht, dass der Gute aussieht wie mein ehemaliger Chemielehrer..
Naja, sei es drum. Wo waren wir? Ja, Hermann Hesse. Um mal wieder meine unheimliche Belesenheit unter Beweis zu stellen, fühle ich mich verpflichtet etwas über ihn zu posten. Wobei ich gestehen muss, gerade viel zu faul beschäftigt zu sein, um hier große Lebensgeschichten irgendwelcher grandiosen Schriftsteller wiederzugeben:  
Ich will euch meine Meinung eigentlich nicht aufzwängen, wobei man nicht leugnen kann, dass ich mit ihr vollkommen richtig liege. Aber für die Freunde der kultivierten und erhabenen Literatur ein außerordentlich scheißgeiler Mist. Ob es den anderen gefällt, sei dahingestellt. Und da ich unter meinen lieben Lesern nur große Geister und Persönlichkeiten vermute, (zumal ich etwas anderes auch gar nicht verdient hätte, wenn wir mal ehrlich sind) -ach keine Ahnung. 
Also Schätzchens, macht es euch mit Popkorn bequem und zieht euch diesen eigens von mir mühselig abgetippten Auszug aus Hesses "Steppenwolf" rein.
 
"Es ist eine schöne Sache um die Zufriedenheit, um die Schmerzlosigkeit, um diese erträglichen geduckten Tage, wo weder Schmerz noch Lust zu schreien wagt, wo alles nur flüstert und auf Zehen schleicht. So steht es mit mir leider so, daß ich gerade diese Zufriedenheit gar nicht gut vertrage, daß sie mir nach kurzer Dauer unausstehlich verhaßt und ekelhaft wird und ich mich verzweiflungsvoll in andere Temperaturen flüchten muß, womöglich auf dem Wege der Lustgefühle, nötigenfalls aber auch auf dem Wege der Schmerzen. Wenn ich eine Weile ohne Lust und Schmerzen war und die laue fade Erträglichkeit sogenannter guter Tage geatmet habe, dann wird mir in meiner kindischen Seele so windig und weh und elend, daß ich die verrostete Dankbarkeitsleier, dem schläfrigen Zufriedenheitsgott ins zufriedene Gesicht schmeiße und lieber einen recht teuflischen Schmerz in mir brennen fühle als diese bekömmliche Zimmertemperatur. Es brennt alsdann in mir eine wilde Begierde nach starken Gefühlen, nach Sensationen, eine Wut auf dieses abgetönte, flache und normierte und sterilisierte Leben und eine rasende Lust, irgend etwas kaputtzuschlagen, etwa ein Warenhaus oder eine Kathedrale oder mich selbst, verwegene Dummheiten zu begehen, ein paar verehrten Götzen die Perrücken abzureißen, ein paar rebellische Schulbuben mit der ersehnten Fahrkarte nach Hamburg auszurüsten, ein kleines Mädchen zu verführen oder einigen Vertretern der bürgerlichen Weltordnung das Gesicht ins Genick zu drehen. Denn dies haßte, verabscheute und verfluchte ich von allem doch am innigsten: diese Zufriedenheit, diese Gesundheit, Behaglichkeit, diesen gepflegten Optimismus des Bürgers, diese fette gedeihliche Zucht des Mittelmäßigen, Normalen, Durchschnittlichen.
So stieg ich denn die Treppen von meiner Mansarde hinab, diese schwer zu steigenden Treppen der Fremde, diese durch und durch bürgerlichen, gebürsteten, sauberen Treppen eines hochanständigen Dreifamilienmietshauses, in dessen Dach ich meine Klause habe. Ich weiß nicht, wie das zugeht, aber ich, der heimatlose Steppenwolf und einsame Hasser der kleinbürgerlichen Welt, ich wohne immerzu in richtigen Bürgerhäusern, das ist eine alte Senitimentalität von mir. Ich wohne weder in Palästen noch in Proletarierhäusern, sondern ausgerechnet stets in diesen hochanständigen, hochlangweiligen, tadellos gehaltenen Kleinbürgernestern wo es nach etwas Terpentin und etwas Seife riecht und wo man erschrickt, wenn man einmal die Haustür laut ins Schloß hat fallen lassen oder mit schmutzigen Schuhen hereinkommt. Ich liebe diese Atmosphäre ohne Zweifel aus meiner Kinderzeiten her und meine heimliche Sehnsucht nach soetwas wie Heimat führt mich, hoffnungslos, immer wieder diese alten dummen Wege. Nun ja, und ich habe auch den Kontrast gern, in dem mein Leben, mein einsames, liebloses und gehetztes, durch und durch unordentliches Leben, zu diesem Familien- und Bürgermilieu steht. Ich habe das gern, auf der Treppe diesen Geruch von Stille, Ordnung, Sauberkeit, Anstand und Zahmeit zu atmen, der trotz meines Bürgerhasses immer etwas Rührendes für mich hat, und habe es gern, dann über die Schwelle in mein Zimmer zu treten, wo das alles aufhört, wo zwischen den Bücherhaufen die Zigarrenreste liegen und die Weinflaschen stehen, wo alles unordentlich, unheimisch und verwahrlost ist und wo alles, Bücher, Manuskripte, Gedanken, gezeichnet und durchtränkt ist von der Not der Einsamen, von der Problematik des Menschseins, von der Sehnsucht nach einer neuen Sinngebung für das sinnlos gewordene Menschenleben."

So. Und um die Kannibalen in Zivil mal zu zitieren :
"Wenn du's magst bist du cool,
 wenn du's nicht magst  bist du ein Bastard!"

1 Kommentar:

  1. Klingt gut, habe bis jetzt nur Narziß und Goldmund von ihm gelesen, war aber auch verdammt gut

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